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Sieg für Seenotrettung vor Gericht!

Bild: pixabay.com
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um Schiffe festzusetzen und sie an ihrer Arbeit zu hindern. Das heutige Urteil stellt nicht nur für uns einen Sieg dar, sondern für alle zivilen Seenotrettungsschiffe, die im zentralen Mittelmeer Menschen vor dem Ertrinken bewahren.
 
Zeit zum innehalten und feiern bleibt jedoch kaum, denn wir erleben gerade turbulente Tage auf dem zentralen Mittelmeer - turbulent nicht aufgrund der Wetterlage, sondern der von Menschenhand geschaffenen humanitären Krise vor Ort. Die letzten Tage und Wochen haben das Ausmaß des europäischen Versagens an der tödlichsten Grenze der Welt erneut deutlich sichtbar gemacht.
 
Auf Lampedusa kommen in diesen Tagen dutzende Boote an – die Erstaufnahmeeinrichtung vor Ort ist maßlos überfüllt. Tausende Flüchtende harren in menschenunwürdigen Verhältnissen auf der Insel aus. Jonathan ist seit über zwei Jahren fester Bestandteil des Newsletter-Teams und war in den letzten Wochen vor Ort. Er flog als Crewmitglied zahlreiche Einsätze mit unserer Luftaufklärungsmission Airborne und konnte sich vor Ort ein Bild der aktuellen Lage verschaffen. Er berichtet heute über seine Erlebnisse an Bord unserer Aufklärungsflugzeuge, über die aktuelle Situation auf der Mittelmeerinsel und wie aufgrund der Regierungskrise in Italien Flüchtende erneut zum Spielball der politischen Rechten werden.

Auch an Bord der zivilen Seenotrettungsschiffe ist die aktuelle Notlage deutlich spürbar. Binnen kürzester Zeit rettete die Sea-Watch 3 in der vergangenen Woche in fünf Rettungseinsätzen 444 Personen aus Seenot. Anderen zivilen Rettungsschiffen wie der Geo Barents von Ärzte Ohne Grenzen und der Ocean Viking von SOS Mediterranée erging es ähnlich. Trotz der kritischen Lage an Bord warteten die Schiffe tagelang händeringend auf die Zuteilung eines sicheren Hafens durch die italienischen Behörden. Im Falle der Geo Barents, die über 600 Gerettete an Bord hat, blieb die Forderung nach einem sicheren Hafen bis heute erfolglos.

Dieses Verhalten der italienischen Behörden ist grob fahrlässig und bringt alle an Bord in Gefahr! Wir sind unendlich froh, dass mittlerweile zwei der drei Schiffe in einen sicheren Hafen einlaufen konnten. Unsere Gedanken sind bei den über 600 Geretteten an Bord der Geo Barents und der Crew, die weiterhin von den italienischen Behörden im Stich gelassen werden. Wir sind fassungslos über dieses Verhalten und fordern, dass die Behörden in Zukunft ihrer Pflicht nachkommen, allen zivilen Seenotrettungsschiffen unverzüglich einen sicheren Hafen zuzuordnen! Diese perfiden und brandgefährlichen Standoffs müssen ein Ende haben!
 

Foto: Nora Boerding


Wer staatliche Aufgaben wie Seenotrettung zivil organisieren muss, braucht einen langen Atem und starke Bündnispartner:innen. Gelebte Solidarität innerhalb der zivilen Flotte ist für uns deswegen keine leere Worthülse, sondern eine Überzeugung, die unser Handeln bestimmt. Deswegen haben wir uns als Organisation dazu entschlossen, die Sea-Watch 4 der Organisation SOS Humanity zu übergeben. Mit neuem Namen - Humanity 1 - wird die Sea-Watch 4 künftig weiterhin ihrer Aufgabe nachkommen: Der Rettung von Menschenleben an der tödlichsten Grenze der Welt.

Am 28. Juni ist die Sea-Watch 4 von ihrem letzten von uns operativ geleiteten Einsatz in einen sicheren Hafen eingelaufen. Die über 300 geretteten Menschen konnten nach teils über sieben Tagen auf See endlich an Land. Die Erfolgsgeschichte der Sea-Watch 4, mit welcher wir in den letzten Jahren beinahe 2000 Menschen aus Seenot retten konnten, bekommt nun mit der Übergabe an SOS Humanity ein neues Kapitel.

Als erstes ziviles Bündnisschiff, welches wir gemeinsam mit United4Rescue 2020 in den Einsatz schickten, versammelt es eine breite Allianz an zivilgesellschaftlichen Akteur:innen hinter sich. Trotz monatelanger, politisch motivierter Festsetzungen ist es uns gelungen, das ehemalige Forschungsschiff zu einem voll ausgestatteten Rettungsschiff umzubauen. Mit der Übergabe des Schiffes an SOS Humanity ermöglichen wir einem weiteren zivilen Akteur, auf dem zentralen Mittelmeer operativ zu werden. Wie dringend wir Unterstützung vor Ort brauchen haben die letzten turbulenten Tage erneut eindrücklich unter Beweis gestellt.

Wenn wir eines in den letzten Jahren gelernt haben, dann dass uns nur Zusammenarbeit weiterbringt. Auch beim letzten Einsatz der Sea-Watch 4 waren neben der Crew an Bord unseres Schiffes wieder viele weitere zivile Akteur:innen wie die Rettungsschiffe Louise Michel und Nadir involviert. Die Weitergabe der Sea-Watch 4 ist für uns deshalb die logische Konsequenz unserer Vision: Wir stehen zusammen und unterstützen uns gegenseitig, damit wir so viele Menschen wie nur möglich vor dem Ertrinken bewahren können. Wir haben mit Till Rummenhohl, Head of Operation bei SOS Humanity, über das nächste Kapitel der Sea-Watch 4 gesprochen.

Während wir mit der Übergabe der Sea-Watch 4 ermöglichen, dass SOS Humanity dieses Jahr noch ihre Mittelmeeroperation starten kann, werden auch wir weiterhin mit unseren Aufklärungsflugzeugen, der Sea-Watch 3 sowie unserem neuen Schiff Aurora vor Ort sein, um Menschen aus Seenot zu retten. Zudem werden wir in den kommenden Monaten neue operative Wege beschreiten - ihr dürft gespannt sein und werdet an dieser Stelle bald mehr dazu erfahren... 

Um weiterhin der tödlichen EU-Politik des Sterbenlassens etwas entgegensetzen zu können, brauchen wir jede:n einzelne:n von Euch. Werde jetzt Fördermitglied und hilf‘ uns, weiterhin Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Denn ein Menschenleben ist unbezahlbar – Seenotrettung ist es nicht!

Quelle


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